Kopf frei bekommen durch Schreiben: Dein Weg zu mehr Ruhe im Kopf
Es ist Donnerstagabend, 22:13 Uhr. Du legst das Handy weg, drehst dich auf die Seite und willst endlich einschlafen.
Aber dein Kopf macht nicht mit.
Die E-Mail, die du morgen noch beantworten musst. Der Anruf bei der Versicherung, den du schon dreimal verschoben hast. Die Geburtstagskarte, die du noch kaufen wolltest. Das Gespräch mit deinem Partner, das irgendwie unfertig blieb.
Und dazwischen all die kleinen Dinge: Milch kaufen, Termin vereinbaren, nachschauen, ob die Bluse wieder lieferbar ist.
Wie soll man da zur Ruhe kommen?
Was, wenn es einen Weg gäbe, diesen mentalen Ballast sanft abzulegen? Nicht durch Verdrängen. Nicht durch noch mehr Struktur und Listen. Sondern durch etwas so Einfaches wie das Schreiben.
Nicht als Produktivitätstechnik. Sondern als liebevoller Weg zu mehr Ruhe in deinem Kopf.
Warum unser Kopf manchmal zu voll wird
Der Unterschied zwischen kreisenden Gedanken und mentalem Überfluss ist wie der zwischen einem hartnäckigen Ohrwurm und einem ganzen Orchester, das gleichzeitig spielt.
Bei kreisenden Gedanken geht es oft um ein einzelnes Thema, das nicht loslassen will. Aber das Gefühl des „vollen Kopfes“ ist etwas anderes: Es ist, als ob zu viele Stimmen gleichzeitig sprechen, zu viele Fenster offen sind, zu viele Dinge Aufmerksamkeit fordern.
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Woher kommt dieses überwältigende Gefühl? Meist aus einer Kombination von drei häufigen Ursachen:
1. Informationsflut & ständige Erreichbarkeit
Unser Gehirn ist nicht dafür gemacht, täglich hunderte Nachrichten, E-Mails, Posts und Pushmeldungen zu verarbeiten. Jede Information, die hereinkommt, braucht Platz – und irgendwann wird es einfach zu viel.
2. Mehrfachbelastung & Rollen-Jonglieren
Beruf, Familie, Haushalt, Freundschaften, eigene Interessen… Jede Rolle bringt ihre eigenen Aufgaben, Verantwortungen und Gedanken mit sich. Und alle wohnen im selben Kopf.
3. Aufgeschobene Entscheidungen & unerledigte Dinge
Jede Entscheidung, die du verschiebst, jede Sache, die halbfertig liegenbleibt – sie alle nehmen weiterhin Platz in deinem Kopf ein. Sie sind wie geöffnete Tabs in deinem Browser, die Energie ziehen, auch wenn du sie gerade nicht anschaust.
Das Tückische: Oft versuchen wir, den vollen Kopf mit noch mehr Organisation zu bewältigen. Noch eine App. Noch eine Liste. Noch ein System.
Aber manchmal braucht es nicht mehr Struktur. Sondern mehr Raum. Und genau hier kommt das Schreiben ins Spiel.

Wie Schreiben deinen Kopf auf besondere Weise befreit
Warum Schreiben nicht nur ordnet, sondern auch entspannt, hat einen einfachen Grund: Es bringt deine Gedanken von innen nach außen.
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Psychologen nennen dies den „Externalisierungseffekt“ – was kompliziert klingt, ist eigentlich ganz einfach zu verstehen. Wenn du etwas aufschreibst:
- Schaffst du Distanz – du siehst den Gedanken plötzlich vor dir, nicht nur in dir
- Entlastest du dein Arbeitsgedächtnis – was aufgeschrieben ist, musst du nicht mehr aktiv im Kopf behalten
- Bringst du Ordnung ins Chaos – selbst wenn du wild durcheinander schreibst, entsteht oft auf dem Papier mehr Klarheit als im Kopf
Der besondere Zauber liegt in der Verbindung von Hand und Papier. Anders als beim Tippen am Computer aktiviert handschriftliches Schreiben andere Gehirnbereiche. Es verlangsamt, beruhigt, erdet.
Schreiben verbindet deine Gedanken mit deinem Körper. Es gibt dem Abstrakten eine konkrete Form. Und genau das hilft, wenn der Kopf zu voll ist.
Das Schöne daran: Du brauchst keine komplizierte Technik. Keinen Workshop. Keine jahrelange Übung.
Du brauchst nur einen Stift, ein Blatt Papier – und die Erlaubnis, einfach anzufangen.
Drei Schreibübungen, die deinen Kopf sofort freier machen
Hier sind drei einfache Schreibübungen, die dir helfen können, deinen Kopf freizubekommen – jede auf ihre eigene Weise, für unterschiedliche Situationen.
1. Die „Alles-raus-Seite“ – die sanfte Entrümpelung
Diese Übung ist wie ein Frühjahrsputz für deinen Kopf – schnell, effektiv und erstaunlich befreiend.
So funktioniert’s:
- Nimm ein leeres Blatt Papier (kein schönes Notizbuch, keine Ästhetik)
- Stell einen Timer auf 10 Minuten
- Schreib alles auf, was dir durch den Kopf geht – ohne Filter, ohne Struktur
- Aufgaben, Gefühle, Erinnerungen, Listen, Fragen – alles darf raus
- Wenn dir nichts einfällt, schreib „Mir fällt gerade nichts ein“ – und weiter geht’s
- Nach 10 Minuten: Stift weglegen und durchatmen
Warum es wirkt: Diese Übung funktioniert, weil sie dir erlaubt, alles loszulassen – ohne zu sortieren, ohne zu bewerten. Es geht nicht darum, eine schöne Liste zu erstellen oder Probleme zu lösen. Sondern nur darum, den Kopf freizubekommen.
Nach dem Schreiben: Du kannst die Seite aufheben, wenn du möchtest. Aber du musst nicht. Manchmal ist es sogar befreiend, sie zu zerreißen oder wegzuwerfen – als Symbol dafür, dass du all das nicht mehr mit dir herumtragen musst.
Die „Alles-raus-Seite“ eignet sich besonders gut:
- morgens, um den Tag mit einem freieren Kopf zu beginnen
- nach einem überfüllten Arbeitstag
- wenn du das Gefühl hast, dass zu viel gleichzeitig in deinem Kopf ist
2. Die „Drei-Spalten-Methode“ – für mehr Klarheit bei Entscheidungen
Wenn der Kopf voll ist mit unerledigten Dingen und anstehenden Entscheidungen, hilft diese strukturiertere Übung:
So funktioniert’s:
- Teile ein Blatt in drei Spalten
- Überschriften: „Muss“ | „Könnte“ | „Loslassen“
- Gib dir 15 Minuten Zeit
- Trage alle Aufgaben, Gedanken, Projekte in die passende Spalte ein
- „Muss“: Was wirklich dringend und wichtig ist
- „Könnte“: Was schön wäre, aber warten kann
- „Loslassen“: Was du – ehrlich gesagt – loslassen könntest
Warum es wirkt: Die Drei-Spalten-Methode hilft dir, Prioritäten zu setzen – aber nicht auf die übliche, strenge Art. Sie gibt dir die Erlaubnis, Dinge bewusst loszulassen oder aufzuschieben. Und genau diese Erlaubnis schafft Raum im Kopf.
Beispiel: Maria hatte einen vollen Kopf mit all den Projekten für die Familienfeier am Wochenende. Ihre „Loslassen“-Spalte enthielt schließlich: „Selbstgemachte Deko, perfekt aufgeräumter Keller, alle Fotos vorher sortieren“. Allein das aufzuschreiben – und damit die Erlaubnis zu geben, es nicht tun zu müssen – brachte sofortige Erleichterung.
3. Die „Morgen ist auch noch ein Tag“-Notiz – für den Abend
Diese sanfte Übung ist perfekt, wenn dein Kopf abends nicht zur Ruhe kommen will:
So funktioniert’s:
- Nimm kurz vor dem Schlafengehen ein Blatt Papier
- Schreibe oben: „Das darf bis morgen warten“
- Notiere alles, was dich noch beschäftigt – Gedanken, Aufgaben, Sorgen
- Füge den Satz hinzu: „Ich erlaube mir, das jetzt ruhen zu lassen“
- Leg den Zettel beiseite (nicht neben das Bett!)
- Atme tief durch und geh zu Bett
Warum es wirkt: Diese Übung gibt deinem Gehirn das Signal: „Es ist in Ordnung, jetzt loszulassen. Ich habe alles aufgeschrieben. Es geht nichts verloren. Morgen ist auch noch ein Tag.“
Besonders für Menschen, die nachts grübeln oder mit einer mentalen To-do-Liste einschlafen, kann diese einfache Notiz Wunder wirken.
Du kannst sie zu einem kleinen abendlichen Ritual machen – vielleicht mit einer Tasse Tee, einem Moment am offenen Fenster, einer ruhigen Minute nur für dich.
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Was dieses Schreiben von To-do-Listen unterscheidet
Vielleicht denkst du jetzt: „Ich schreibe doch schon Listen! Was ist daran anders?“
Der entscheidende Unterschied liegt im Ziel. Bei To-do-Listen geht es meist um Produktivität, Organisation, Erledigen. Die Listen sollen dir helfen, mehr zu schaffen.
Beim Schreiben, um den Kopf freizubekommen, geht es um etwas anderes:
- Es geht um Entlastung, nicht um Effizienz
- Um Loslassen, nicht um Festhalten
- Um Raum schaffen, nicht um Raum füllen
To-do-Listen fordern. Dieses Schreiben erlaubt.
Ein weiterer wichtiger Unterschied: Diese Art des Schreibens erlaubt Unvollständigkeit und Unordnung. Du musst nicht alles erfassen. Nicht alles kategorisieren. Nicht alles durchplanen.
Du darfst wild und unstrukturiert schreiben. Durchstreichen. Am Rand kritzeln. Unvollständige Sätze stehen lassen.
Es ist ein geschützter Raum – nur für dich. Nicht für andere Augen gedacht. Nicht für die Produktivitäts-App. Nicht für die Teambesprechung.
Nur für deinen Kopf. Und für mehr Ruhe darin.
💡 Mein Cozy Tipp:
Schreiben ohne Anspruch
Manche Frauen erzählen mir, sie würden gern schreiben, haben aber Angst, „es nicht richtig zu machen“. Als bräuchte man eine besondere Technik oder Sprache dafür.
Die Wahrheit ist: Es gibt kein „richtig“ bei dieser Art zu schreiben. Du kannst nicht scheitern. Du kannst nur anfangen.
Was du schreibst, muss nicht schön sein. Nicht tiefgründig. Nicht vollständig.
Es muss nur deins sein. Und wenn es hilft, deinen Kopf ein bisschen freier zu machen – dann ist es perfekt, genau so wie es ist.
Vielleicht möchtest du es heute probieren…
Wenn du merkst, dass dein Kopf heute wieder übervoll ist…
Nimm dir einen einfachen Zettel. Einen Stift, der gut schreibt. Vielleicht eine Tasse Tee dazu.
Und dann probier eine der drei Übungen aus:
- Die Alles-raus-Seite für 10 Minuten wildes Schreiben
- Die Drei-Spalten-Methode für mehr Klarheit bei Entscheidungen
- Oder die „Morgen ist auch noch ein Tag“-Notiz vor dem Schlafengehen
Du musst nichts Besonderes können. Nichts vorbereiten. Keine Technik erlernen.
Nur für ein paar Minuten den Stift übers Papier gleiten lassen – und spüren, wie dein Kopf langsam freier wird.
Nicht für immer. Aber für jetzt. Und das ist genug.
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